10.4.2024

Im Herzen der medizinischen Innovation: Qualitätsmessungen, die Leben verändern

In einer Zeit, in der die Qualität medizinischer Versorgung mehr denn je im Fokus steht, geht die Innere Medizin des Spital Männedorf innovative Wege: Seit 2022 ergänzt sie die landesweit durchgeführten Audits um eigene, speziell entwickelte Qualitätsmessungen. Dr. Dominik Schneider, Chefarzt Innere Medizin am Spital Männedorf, gibt im folgenden Interview einen kurzen Einblick in die Initiative und verrät, was er sich davon verspricht.


Dominik Schneider

Seit einem Jahr werden spezifische Qualitätsindikatoren in der Inneren Medizin vom Spital Männedorf erhoben. Welche Indikatoren werden hierbei untersucht?

Auf nationaler Ebene werden die Qualitätsindikatoren der Schweizer Akutspitäler erhoben und auch der Verein ANQ (Nationaler Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken) publiziert jährliche Qualitätsmessungen. Diese Zahlen ermöglichen eine Vergleichbarkeit der Spitäler in der Schweiz, stellen aber nicht immer die idealen Parameter zur Einschätzung der medizinischen Qualität dar. Am Spital Männedorf haben wir deshalb seit zwei Jahren die Indikatoren erweitert. Wir setzen damit die Empfehlung der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) um. Diese hat 2021 erstmals sechs neue Qualitätsindikatoren vorgeschlagen, die auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten einen unmittelbaren Einfluss haben sollen. Wir messen beispielsweise die Zeit, welche wir zur Übermittlung der provisorischen Austrittsberichte benötigen. Durch eine möglichst rasche Information der Hausärztinnen und Hausärzte kann man die Qualität der Nachversorgung nach dem Spitalaufenthalt steigern. Oder wir untersuchen die Sturzbiografie von Patientinnen und Patienten in den letzten zwölf Monaten zur Risikoklassifikation und zur Einschätzung von deren Mobilität und Selbstständigkeit.

Welchen Nutzen schaffen solche zusätzlichen Erhebungen?

Die stetige Verbesserung unserer Qualität ist uns ein zentrales Anliegen. Selbstverständlich steht hierbei die Qualität der medizinischen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten im Vordergrund. Gleichzeitig ist Gesundheitsversorgung auch Teamwork und eine Reihe von Verbesserungen sind nicht nur innerhalb des Spitals, sondern auch durch Verbesserung der Kommunikation mit externen Partnerinnen und Partnern wie zum Beispiel Hausärztinnen und Hausärzte, zu finden.

Auf welche Indikatoren legst du am meisten Wert?

Wir konzentrieren uns vor allem auf Indikatoren, die direkte Auswirkungen auf die Patientensicherheit und -zufriedenheit haben. Dazu zählen vor allem Massnahmen zur Vermeidung von Stürzen und zur Verbesserung der Nachsorge nach Entlassung. Auch die Reduktion von gewissen potentiell problematischen Medikamenten wird durch die Monitorisierung angestrebt.

Die Messung der Patientenzufriedenheit durch Umfragen ist uns genauso wichtig, stellt aber einen anderen Ansatz dar.

Was zeigt der Blick auf die Resultate – sind sie zufriedenstellend?

Optimierungsprozesse sind nie abgeschlossen und auch lediglich eine Momentaufnahme. Wichtig ist daher, dass sich ein positiver Trend abzeichnet. Beim Blick auf den Indikator «Zeit für die Übermittlung provisorischer Austrittsberichte» ist es uns gelungen, die Anzahl Berichte, welche wir innert 24 Stunden übermittelt haben, zu verdoppeln. Mit dieser Prozessoptimierung reagieren wir direkt auf ein Bedürfnis von Patienten und zuweisenden Ärztinnen und Ärzten. Auch in anderen Bereichen, wie dem bewussten Einsatz von Bluttransfusionen und dem zurückhaltenden Einsatz von Schlafmittel zeigt sich bereits eine klare Verbesserung. In zwei Bereichen, wie der Sturzabklärung und dem Mitarbeitendenschutz vor Hepatitis, lagen wir bereits zu Beginn der Messung auf einem qualitativen Level, welches nicht mehr gesteigert werden kann. Hier gilt es durch optimale Prozesse den hohen Qualitätsstandard zu halten.