8.5.2025

Adrenalin trifft Alltag: Mit dem Rettungsdienst unterwegs

Sirenen, Blaulicht und echte Lebensretter – immer wieder gibt der Rettungsdienst des Spitals Männedorf exklusive Einblicke in seinen hochintensiven Alltag. Anlässlich einiger öffentlicher Auftritte in der warmen Jahreszeit erleben Besucherinnen und Besucher hautnah, was es heisst, im Notfall innert Sekunden zu entscheiden. Im Interview erzählt René Indermaur, Co-Leiter Rettungsdienst, warum sich ein Blick hinter die Kulissen lohnt – und was ihn und sein Team antreibt.


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Herr Indermaur, wenn alle Welt in die Outdoor-Festsaison startet, dann geht es beim Rettungsdienst mit der Arbeit erst recht los – oder? Wie oft rücken Sie in der warmen Jahreszeit zu Notfällen bei Events im Freien aus?

Überraschenderweise hat die wärmere Jahreszeit keinen grossen Einfluss auf unsere Einsatzfrequenz. Die meisten Partys verlaufen ruhig – ganz ohne uns als ungebetene Gäste mit Blaulicht. Bei grösseren Veranstaltungen wie Sportanlässen rechnen wir hingegen schon mit dem einen oder anderen Einsatz.

Und unterscheiden sich die Notfälle im Sommer von denen im Winter?

Nur teilweise. Viele medizinische Notfälle wie Herzinfarkte, Stürze oder Kreislaufprobleme treten unabhängig vom Wetter auf. In der kalten Jahreszeit sehen wir häufiger Atemwegsinfekte oder Grippe, während im Sommer mehr Fahrradunfälle oder allergische Reaktionen – etwa auf Insektenstiche – auftreten.

Immer wieder ist der Rettungsdienst auch an öffentlichen Veranstaltungen präsent – aber nicht im Einsatz, sondern mit offenen Türen. Was wollen Sie und Ihr Team dort vermitteln?

Solche Auftritte sind uns wichtig. Sie ermöglichen den direkten Austausch mit der Bevölkerung und helfen, Berührungsängste abzubauen – gerade auch bei Kindern. Viele Menschen staunen, was wir alles leisten und wie umfangreich unser medizinisches Wissen ist. Diese Sichtbarkeit stärkt das Vertrauen und hilft, unsere Arbeit verständlich zu machen.

Wie nah kommen Interessierte Ihrer Arbeit an solchen Anlässen?

Ziemlich nah – und das ist auch unser Ziel. Besucherinnen und Besucher dürfen Rettungswagen von innen besichtigen, Ausrüstung anschauen und Fragen stellen. Wenn wir gemeinsam mit Partnern wie Feuerwehr oder Polizei vor Ort sind, zeigen wir auch Einsatzszenarien, zum Beispiel eine Fahrzeugbergung oder Reanimation.

Für wen lohnt sich ein Besuch besonders?

Für alle – von kleinen Kindern mit grossen Augen bis zu Seniorinnen und Senioren mit viel Lebenserfahrung. Jugendliche, die sich für den Beruf interessieren, kommen genauso auf ihre Kosten wie Menschen, die vielleicht selbst schon einmal auf unsere Hilfe angewiesen waren.

Und was möchten Sie als Rettungsdienst ganz konkret vermitteln?

Dass unsere Arbeit weit mehr ist als nur Blaulicht und Tempo. Wir sind dipl. Rettungssanitäterinnen und -sanitäter HF mit einer fundierten dreijährigen Ausbildung. Wir erkennen, beurteilen und versorgen eine Vielzahl von Krankheits- und Verletzungsbildern – eigenständig und auf hohem Niveau. Noch immer hören wir Fragen wie: «Sind Sie der Fahrer?» oder «Wo ist der Notarzt?» – dabei arbeiten wir in eingespielten Zweierteams, in denen viel Know-how steckt. Und: Wir sind auch Menschen. Freundlich, empathisch, professionell – selbst wenn wir im Einsatz mal kurz angebunden wirken.