27.9.2022

Mensch und Roboter – ein eingespieltes Team im Operationssaal

Dr. med. Reint Burger operiert seit vier Jahren mit dem Operationsroboter DaVinci. Bei gewissen Operationen möchte er nicht mehr auf den Roboter verzichten.


Reint Burger am DaVinci

Reint Burger, welche Operationen führen Sie nur noch dem Operationsroboter durch?

Den DaVinci setzen wir bei Operationen am Dickdarm zum Beispiel bei Dickdarmkrebs oder der Divertikelkrankheit ein, aber auch bei komplexen Bauchdeckenrekonstruktionen, der sogenannten Hernienchirurgie.

Weshalb genau bei diesen Operationen?

Wenn ein Leisten- oder Nabelbruch nochmals auftritt und wir erneut operieren müssen, dann führen wir diese Operation mit dem DaVinci durch. Aufgrund der lokalen Vernarbungen und Verwachsungen sind diese Eingriffe sehr anspruchsvoll. Da hilft es die Anatomie in 3D zu sehen und der Roboter ermöglicht ein noch präziseres Arbeiten. Auch in der Dickdarmchirurgie bietet es Vorteile und erlaubt ein viel angenehmeres Arbeiten.

Was meinen Sie mit «angenehmeres Arbeiten»?

Wir arbeiten mit einer Kamera mit einer sehr hohen Auflösung und 3D-Bild, die der Chirurg selber steuern kann. Dank der Kamera haben wir ein extrem exaktes und gutes Bild, viel besser als das menschliche Auge.
Die Instrumente werden vom Roboter gehalten und der Chirurg steuert die Roboterarme von einer Konsole aus. Diese Technik erlaubt ein viel präziseres Arbeiten und die Instrumente haben zusätzliche Freiheitsgrade, was das Arbeiten auch in engen Höhlen erlaubt.

Bringt die Operation mit dem Roboter auch Vorteile für die Patientinnen und Patienten?

Definitiv. Es soll ja nicht nur für den Operateur bequem sein. Ich bin der Meinung, dass beispielsweise Revisionseingriffe in der Leiste nur sicher mit Roboter durchgeführt werden können. Es gibt zwar sichere Alternativeingriffe, diese sind aber viel invasiver, was für den Patienten eine längere Erholungszeit bedeutet.

Dauert die Operation mit dem Roboter weniger lang?

Anfangs dauerten die Operationen länger. Inzwischen sehen wir bei der Hernienchirurgie keinen Unterschied mehr. Bei Operationen am Dickdarm dauert der Eingriff mit dem DaVinci in der Regel etwas länger.

Braucht es bei Operationen mit dem Roboter weniger Personal im OP-Saal?

Nein. Es braucht immer noch einen chirurgischen Assistenten am Operationstisch, welcher die Instrumente am Roboter wechselt oder im Notfall das Robotersystem entfernen kann (was bisher bei uns noch nie notwendig war). Die Anästhesisten und die Anästhesiepflege sind wie immer im OP-Saal und es braucht auch weiterhin die OP-Pflege.

Wie lernt man mit dem Roboter operieren?

Dazu gehören mehrere Stunden Übungen am Simulator mit praktischen und theoretischen Prüfungen. Nach intensiver Vorbereitungszeit wird das Gelernte dann noch an einem Ausbildungszentrum überprüft und man erhält nach bestandener Prüfung ein Zertifikat.

Wird der Operationsroboter am Spital Männedorf nur von den Bauchchirurgen genutzt?

Bis vor wenigen Jahren war der DaVinci-Roboter weltweit vor allem bei den Urologen im Einsatz. Vor ein paar Jahren kam ein neues Modell auf den Markt, welches noch mehr Bewegungsspielraum erlaubt und auch für die Bauchchirurgie geeignet ist.
So war es auch am Spital Männedorf. Zuerst wurde der DaVinci ausschliesslich für urologische Eingriffe eingesetzt, seit drei Jahren arbeiten wir damit und mit dem neuen Chefarzt der Gynäkologie werden nun auch diverse gynäkologischen Eingriffe mit dem Roboter durchgeführt.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung in der Roboterchirurgie ein? Wird künftig immer mehr mit dem Roboter operiert oder vielleicht irgendwann nur noch mit dem Roboter?

Diese Art zu operieren ist sicher zukunftsweisend. Wahrscheinlich wird das roboterunterstützte operieren die konventionelle Laparoskopie nicht komplett verdrängen, aber sicher einen wichtigen Stellenwert in der Viszeralchirurgie haben.

Operieren Sie persönlich lieber mit dem DaVinci oder ohne?

Ich fühle mich mit allen operativen Methoden wohl.

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