Deborah, wie bist du zur Onkologie gekommen?
In meiner Familie gab es Brustkrebs. Das hat sicher eine Rolle gespielt. Gleichzeitig hat mich das Fachgebiet sehr interessiert – ich wollte verstehen, was in der Onkologie passiert. Die Arbeit ist herausfordernd, aber auch unglaublich bereichernd. Die Dankbarkeit der Patientinnen macht viel aus.
«Viele Ängste lassen sich durch gute Vorbereitung mindern.»
Was beschäftigt Patientinnen besonders, wenn sie zur Chemotherapie kommen?
Die Ängste sind gross – vor Nebenwirkungen, vor Übelkeit, Fatigue oder dem Haarverlust. Auch das veränderte Aussehen beschäftigt viele, ebenso wie die Frage, wie man mit Kindern über die Krankheit spricht.
Wir führen vor Beginn der Therapie ein ausführliches Beratungsgespräch. Wenn Patientinnen wissen, was auf sie zukommt und wie sie sich unterstützen können, verlieren viele etwas von dieser Angst. Das spüren wir deutlich.
Welche Momente bleiben dir besonders in Erinnerung?
Vor allem die, in denen man sieht, dass es jemand geschafft hat. Ich habe Patientinnen, die ich vom ersten Gespräch bis zur Heilung begleiten durfte. Eine davon treffe ich manchmal noch im Alltag. Sie erzählt, wie es ihr geht, und dass sie gesund ist. Das freut mich jedes Mal.
Brustkrebs ist eine häufige Diagnose, aber die Therapien sind heute sehr wirksam. Antikörper- und Immuntherapien haben die Behandlung enorm verbessert.
«Ich bin im Moment – hier wie zuhause.»
Wie gehst du mit der emotionalen Belastung um?
Ich kann gut abschalten. Wenn ich im Spital bin, bin ich voll da, und zuhause bin ich mit der Familie. Natürlich gibt es Geschichten, die einen berühren, das gehört dazu. Aber ich glaube, ich könnte diesen Beruf nicht so lange machen, wenn ich nicht gelernt hätte, abzuschalten.
«Unsere Grösse erlaubt Persönlichkeit.»
Was macht das Brustzentrum Männedorf besonders?
Dass wir klein genug sind, um persönlich zu bleiben. Viele Patientinnen sehen über Wochen und Monate dieselben Personen; das schafft Vertrauen. Ausserdem können wir uns im Team gut ergänzen: Rebecca und ich arbeiten in der Onkologie, Sabine und Tanja auf der Station. So können wir unsere Fachgebiete gezielt abdecken.
«Selbstabtasten ist ein kleiner Aufwand – mit grosser Wirkung.»
Welche Botschaft möchtest du im Brustkrebs-Awareness-Monat mitgeben?
Das Bewusstsein für die Erkrankung ist zentral. Jede Frau kann selbst etwas tun, indem sie ihre Brust regelmässig abtastet. Wer seinen Körper kennt, merkt Veränderungen früh – und Früherkennung macht oft den entscheidenden Unterschied.
Deborah Schicker erlebt täglich, wie viel Mut, Vertrauen und Offenheit in der Begegnung mit ihren Patientinnen steckt. Ihre Stärke liegt im Dabeisein – mit Ruhe, Wissen und Empathie.