2.7.2025

«Pilates ist mein Ventil» – Wie Mina Russo das Betriebliche Gesundheitsmanagement am Spital Männedorf mit Leben füllt

Wenn Mina Russo in den Pausenraum kommt, strahlt sie oft schon von Weitem temperamentvoll, präsent, voller Energie. Viele am Spital Männedorf kennen sie als die Frau mit der Pilates-Tasche. Was nur wenige wissen: Mina Russo ist nicht einfach die Pilates Instruktorin im Haus. Sie ist auch die Verantwortliche für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Und sie lebt vor, wovon sie spricht.


Pilates

Die Geschichte beginnt während der Corona-Zeit. «Ich war mit meiner Tochter zuhause, voller Tatendrang, und ich musste diese Energie irgendwie kanalisieren», erinnert sich Mina. Ihre Lösung: Sport. Viel Sport. Und irgendwann – eher durch Zufall – auch Pilates. «Ich dachte zuerst, das sei was Ruhiges. Ein Irrtum!», sagt sie lachend. Was als Ausgleich begann, entwickelte sich zur Leidenschaft.

Auf Anregung ihrer Vorgesetzten Nicola Fielder, Bereichsleiterin HRM am Spital Männedorf, nahm sie schliesslich eine Ausbildung zur Pilates-Instruktorin in Angriff, neben dem Job als BGM-Verantwortliche. «Hätte ich gewusst, wie streng die Ausbildung ist, hätte ich es vielleicht gar nicht gemacht. Aber ich habe mich festgelegt, und dann wollte ich es auch durchziehen.» So wurde aus einer Idee eine zweite Berufung.

Bewegung im System: BGM mit Herz und Verstand

Dass Mina das Pilates-Angebot heute im Haus selbst leitet, ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines strategischen Ziels: Gesundheit als gelebter Wert in einem modernen Arbeitsumfeld. Denn die Anforderungen an einen attraktiven Arbeitsplatz haben sich verändert, auch durch den Wertewandel der neuen Generation. Work-Life-Balance, sinnstiftende Tätigkeiten, Wertschätzung und körperliche wie mentale Gesundheit gehören heute für viele untrennbar dazu.

Was dabei hilft? Niederschwellige, passgenaue Angebote, die nah an den Menschen sind. Genau das verkörpert Mina. «Wenn du an der Arbeit vor Ort ein Angebot hast, ist die Überwindung viel kleiner. Viele haben keine Zeit oder keine Lust, ins Fitness zu fahren. Aber über Mittag, kurz in der Gruppe, das klappt.» So entstehen Begegnungen, Routinen, Fortschritte. Und ein Ort, an dem nicht nur trainiert, sondern auch Gemeinschaft gepflegt wird, mit offenem Geist und Blick auf den See.

Besonders stolz ist Mina auf ihre Gruppen aus dem Pflegebereich: «Die kommen manchmal in Berufskleidung, weil sie kaum Zeit haben. Aber sie kommen. Und sie gehen verändert wieder raus.»

Authentisch, motivierend, persönlich

«Ich sehe Pilates nicht als Fitnessprogramm, sondern als Beziehung», sagt Mina. «Mir ist wichtig, dass ich die Leute wirklich sehe, sie auf ihrem Weg begleite und beobachten kann, wie sie wachsen. Kleine Gruppen, gute Technik, Fortschritt. Ich gebe viel, aber ich bekomme auch viel zurück.»

Minas Gruppen sind durchmischt: Anfängerinnen und Anfänger, Büroangestellte, Pflegepersonen, manchmal auch Triathleten. «Ich zeige verschiedene Schwierigkeitsgrade. Alle sollen etwas davon haben.» Und immer häufiger entsteht dabei etwas, das über Bewegung hinausgeht: Begegnung, Zugehörigkeit, Teamgeist. «Es ist schön zu sehen, wie Sport zusammenschweisst. Das wirkt sich direkt auf das Miteinander im Arbeitsalltag aus.»

Gesundheit beginnt bei der Haltung und beim Herzen

Für Mina persönlich ist Pilates mehr als Körperarbeit. Es ist eine Frage der Haltung – körperlich wie innerlich. «Ich bin selbstbewusster geworden. Meine Haltung ist aufrechter, und das überträgt sich.» Die Verbindung von Bewegung, Atmung und Präsenz ist für sie zentral. Heute meditiert sie frühmorgens, arbeitet anschliessend, unterrichtet mittags und organisiert nachmittags weiter das BGM.

Ein Raum für Veränderung

Was das konkret heisst? Zum Beispiel eine zusätzliche Stunde für Mitarbeitende des OP-Bereichs. «Die konnten über Mittag nicht, also habe ich ihnen eine Stunde am späten Nachmittag eingerichtet. Massgeschneidert, auf ihren Rhythmus abgestimmt.» Das ist kein Einzelfall, sondern Prinzip. «Wir haben Duschen, Garderoben und einen Raum – also nutzen wir es!»

«Damit die Seele sich wohlfühlt, braucht der Körper Aufmerksamkeit»

Mina zitiert gerne den Pilates-Pionier Joseph Pilates: «Nach zehn Stunden fühlst du den Unterschied, nach zwanzig siehst du ihn und nach dreissig hast du einen neuen Körper.» Ihr eigener Weg bestätigt das. Und sie gibt ihre Erfahrungen weiter, Tag für Tag.